Franz Wilhelm Junghuhn

Eine Tafel hinter der Georgskirche in Mansfeld ruft Interesse hervor. "De neederlande herdenkt Franz Wilhelm Junghuhn." Eine niederländische Gedenktafel für einen Mansfelder? Die Niederlande bedanken sich für seine Arbeit auf Java? Was ist ein Onderzoeker?
Franz Junghuhn wurde als Sohn eines Bergchirugus am 26.Oktober in Mansfeld geboren. Sein Todesort bei Lembang im Hochland von Westjava ist mehr als 12000 km von seinem Geburtsort entfernt. Franz Junghuhn war einer der bedeutendsten Naturforscher der Niederlande im 19 Jh.. Er erforschte jedoch nicht das Land selbst, sondern wirkte in Südostindien, dem wichtigsten holländischen Kolonialgebiet. Die Inseln Sumatra und Java waren sein Hauptarbeitsgebiet. Erstmalig beschrieb er relativ umfassend und mit wissenschaftlicher Methodik die Topographie, Geologie, Flora und Fauna der Inseln. Er nahm Feldvermessungen vor, erstellte Kartenwerke und zeichnete auch die Lebensweise der Inselbewohner auf.
Seine naturwissenschaftlichen Leistungen in Ostindien sind denen von Humboldts vergleichbar.
Was verschlug den Jungen aus Mansfeld nach Indonesien?
Bereits frühzeitig kam sein Forscher- und Entdeckerdrang zum Vorschein.
In ausgedehnten Streifzügen erkundete er die Umgebung von Mansfeld, mit besonderer Vorliebe auch die alten Kupferschächte und Ruinen des Mansfelder Schlosses.
Jedoch auf Anordnung seines Vaters mußte er zunächst Medizin studieren.
1831 kam es zu einer Wende in seinem Leben.
Er wurde festgenommen und zu 10 Jahren Festungshaft verurteilt, weil er sich, was damals strengstens verboten war, an einem Duell beteiligt hatte.
Ein hartes Urteil für einen 22 Jährigen tatendurstigen Menschen.
Durch das Vortäuschen einer Geisteskrankheit konnte er nach 20 Monaten fliehen. Flüchtig und mittellos meldete er sich in Frankreich zur Fremdenlegion.
Nach seiner Legionszeit kam er in Kontakt mit dem Botaniker Persoon in Paris, der ihn auf die relativ unerforschte Inselwelt Südostasiens hinwies.
Diese Thematik ließ Junghuhn seitdem nicht mehr los und er bewarb sich als Sanitätsoffizier bei der Holländisch - Ostindischen Armee.
Nachdem er 1835 nach dreimonatiger Überfahrt Java erreicht hatte, begannen zunächst triste Sanitätsdienste. Jede freie Minute widmete er jedoch dem Naturstudium.
Durch Zufall traf er Pieter Mercus, den Regierungskommisar, der Junghuhns Neigungen und Fähigkeiten erkannte und ihm entsprechende Forschungsaufträge erteilte.
Aufgrund außergewöhnlicher naturwissenschaftlicher Leistungen wurde er 1845 aus dem Militärdienst entlassen und als Wissenschaftler angestellt.
Nach 13 Jahren kehrte er 1848 zurück nach Europa, heiratete 1850 und veröffentlichte seine Forschungsergebnisse.
1852 wird er holländischer Staatsbürger und reist jetzt nach 21 Jahren wieder nach Deutschland in Begleitung seiner Frau. Er besucht seine Mutter in Fischbach und kommt auch nach Mansfeld. Sein Elternhaus hatte seine Mutter 1850 verkauft. 1855 reist er mit seiner Frau erneut, diesmal als berühmter Wissenschaftler nach Java.
Chinin der Stoff aus der Rinde des südamerikanischen Chinabaumes, Heilmittel gegen Malaria, war damals ein gesuchter Stoff.
Nach seiner Rückkehr wurde Junghuhn mit der Aufzucht Akklimatisierung und Plantagenanlage des Chinarindenbaumes auf Java betraut. Die Chininkulturen gediehen trotz mancher Rückschläge recht gut, aber die aus Südamerika geschmuggelten Samen waren ein Fehlgriff. Ihre Rinde hatte wenig Inhaltstoffe. So kam es zu der Tragödie, daß in Junghuhns angelegten Plantagen über eine Million Bäume wertlos waren und nur 37 Tausend von mittlerer Qualität.
Erst 1865 ein Jahr nach Junghuhns Tod konnten die Niederlande hochwertige Samen aufkaufen. Ab da nahm die Chininkultur einen ungeahnten Aufschwung. Der Verdienst Junghuhns bestand darin die richtigen Anbauplätze anzugeben. Vielleicht war der Fehlschlag seiner Chininkulturen ein Grund, neben seinen körperlichen Leiden, in den letzten Jahren seine Forschungstätigkeit einzustellen.
1908 beschließt man in den Niederlanden dem 100.Geburtstag von Junghuhn zu gedenken. Es wird eine Gedenkfeier ausgerichtet und am Geburtshaus in Mansfeld wird eine in den Niederlanden gefertigte Gedenktafel angebracht.
1979 musste das stark baufälligen Geburtshaus abgerissen werden. Die Gedenktafel wurde 1982 an einem aus Naturstein gemauerten Denkmal angebracht.